Malerei

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Jennifer Kuhn macht die Farbe mit ihrer Malerei zum intensiven Erlebnis. Es ist ein wahrer Farbenrausch, der einen da ergreift. In der «Küche» trifft Pflaumenblau auf Quittengelb, leuchtendes Türkis auf geerdetes Orange, während sich das Licht wie ein weisser Läufer auf dem Boden austreckt. Jennifer Kuhn arbeitet mit dem Wechselspiel von realem Raum und abstrahierter Form, die verschiedene Grade der Verschmelzung eingehen. Die Welten, die sich in ihren Bildern auftun, sind mal intim, mal öffentlich. Die «Küche» gibt Einblick in ein Interieur, präsentiert einen Raum des Alltäglichen. Dieser kapselt sich jedoch nicht ab. Das Grossformat nimmt die Betrachtenden auf, lädt sie ein in den häuslichen Kosmos, der vertraut und rätselhaft zugleich erscheint. Die «Palme» hingegen präsentiert sich als landschaftliche Aussenansicht. Der Sand schimmert wie das Fell eines Kamels in der Wüste, welches das erfrischende Blau des Himmels austrinken will. Auch hier entfaltet das Grossformat seine einnehmende Wirkung. Der Farbauftrag ruft eine vibrierende Stimmung hervor; eine flimmernde Hitze, wie man sie aus der Wüste kennt. Und fallen da nicht Kokosnüsse von der Palme, die strahlenförmig das Bildzentrum einnimmt? Neben dem gekonnten Umgang mit Farbe liegt eine Qualität von Jennifer Kuhns Malerei darin, dass sie zum Fabulieren und Träumen einlädt. Der Verstand setzt beim Betrachten für einen Moment aus und lässt sich ein auf das sinnlich-erzählerische Erlebnis ihrer Malerei.

 

Jana Bruggmann, 2021